Welte-Mignon

Bevor es Schallplatten oder Phonographenwalzen gab, waren die Möglichkeiten, Musik zu konservieren, sehr begrenzt. All diese frühen Datenträger unterlagen einem Verschleiß und die Wiedergabe war meist mit stetigen Kratzgeräuschen oder Rauschen unterlegt. Kompositionen wurden auf Papier festgehalten, und die Komponisten konnten ihre Musik zwar live aufführen, für andere Musiker aber lediglich notieren, wie ihre Stücke interpretiert werden sollten.

Musikkonserven aus Freiburg

Im 19. Jahrhundert baute die Freiburger Firma M. Welte & Söhne bereits Musikreproduktionsmaschinen. Anfang des 20. Jahrhunderts brachten sie das Welte-Mignon-Reproduktionsklavier heraus. Mit Lochstreifenrollen, die einen Binär-Code, nämlich 0-1, übermittelten, konnten auf einem entsprechend ausgerüsteten Klavier Musikstücke genau so wiedergegeben werden, wie sie von dem Klavierspieler eingespielt worden waren. Sogar die individuellen weicheren oder härteren Anschläge wurden so übertragen.

Die Welte-Philharmonie-Orgel

Ein Klavier der Firma Welte kostete locker so viel wie heute ein Neuwagen.

Ab 1912 wurden auch Orgeln mit dieser Technik gebaut. Aufgrund der Größe dieser Instrumente wurden sie hauptsächlich von Hotels oder großen Adelshäusern gekauft. Diese Orgeln wurden in eigens dafür errichteten Räumen eingebaut. Tatsächlich wurde für das Schwesterschiff der Titanic, die Britannic, eine Welte-Philharmonie-Orgel bestellt und gefertigt, jedoch nie eingebaut. Diese Orgel befindet sich heute in einem Museum in der Schweiz.

Aufnahmen von zeitgenössischen Komponisten

Auch die Komponisten der damaligen Zeit wurden auf diese Möglichkeit der Wiedergabe ihrer Musik aufmerksam. Die Firma Welte ihrerseits war natürlich daran interessiert, dass Musikstücke direkt von ihren Urhebern eingespielt wurden. Andererseits gab es auch Komponisten, die extra für die Welte-Mignon-Klaviere oder -Orgeln Stücke schrieben. Dadurch kann man auch heute noch beispielsweise den Trauermarsch von Gustav Mahler, das Intermezzo Nr. 3 von Richard Strauss oder das Intermezzo es moll von Max Reger von den Komponisten selbst gespielt genießen.

Verlorengegangene Technik

Wie genau das Aufnahmeverfahren funktionierte, war ein streng gehütetes Geheimnis. Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Konkurrenz durch technisch immer ausgereiftere Schallplatten und andere Tonträger so groß, dass das Interesse an den doch sehr viel Platz beanspruchenden Welte-Instrumenten rapide sank und die Produktion eingestellt wurde. Der 2. Weltkrieg und bauliche Maßnahmen taten ihr Übriges. Heute sind die Welte-Mignon-Instrumente kaum noch bekannt.